Verkaufen oder Menschen gewinnen – wie Du Fake und Glaubwürdigkeit unterscheidest.

Voller Tatendrang und positiv gestimmt starte ich in den Tag, checke meine Mails und Facebook-Posts. Und da bleibt er hängen mein Blick an dem kleinen Satz, als ich die zunächst interessanten Angebote durchblättere.

„Kennst du das?“

Und heute beginnt er mich zu nerven, denn dieser Satz „Kennst Du das?“ zieht sich oft als fester Bestandteil in vielen Angeboten durch, egal ob es sich um Produkte, Beratungen oder sonstige Dienstleistungen handelt. Schnell wird suggeriert, dass ich ein Problem habe, was natürlich nur durch den Kauf gelöst werden kann.

Das einzige Problem, was ich habe ist dieses „Kennst Du das?“. So wird mir nicht nur unterschwellig gesagt, dass ich ein Problem habe oder nicht in Ordnung bin, sondern vor allem suggeriert, dass ich doch vorbeugen sollte, damit dieses Problem, dieser Umstand oder diese Situation erst gar nicht eintritt.

Die Liste ist unendlich lang

Damit Du nicht krank wirst, nimm das. Damit Du die richtigen Kunden an Land ziehst, tu das. Damit Du Dich gut versorgen kannst, handle mit dem…

Wertschätzung statt Wertschöpfung

Vertrieb kommt von vertreiben. Anscheinend ist subtil Angst zu bereiten ein probates Mittel, um Menschen zum Kauf zu bewegen. In der positiven Psychologie herausgefunden, macht Angst eng, begrenzt und schränkt das Denken und Handeln ein und vor allem hinterlässt sie ungute Gefühle. Nein, sie hinterlässt regelrecht unsichtbare Schmerzen. Und da unser Bestreben  darauf ausgerichtet ist, diese zu vermeiden, werden viele auf die „heilenden“ Möglichkeiten ausweichen.

Wo ist der Schmerz?

Um Menschen zu erreichen und zu gewinnen ist jedoch vor allem eines wichtig, nämlich den Schmerz zu erkennen, was ihn umtreibt, beschäftigt oder sogar völlig aus der Bahn wirft. Und da reagiert jeder unterschiedlich, denn jede Persönlichkeit handelt ganz individuell nach den inneren Antreibern und Werten.

Ein guter Berater: Vertrauen

Und erst wenn ich mein Gegenüber da abgeholt habe, wo er gerade steht, beginnt er mir zu vertrauen. Und erst dann kann ein Produkt, eine Beratung oder eine Methode Linderung oder sogar Heilung ermöglichen.

Manche vertreiben Produkte – andere vertreiben Menschen

Um meine Selbstständigkeit schnell voranzutreiben, habe ich mich lange Zeit im Außen blenden lassen und unbewusst auch blenden lassen wollen. Ich habe vieles was mir erzählt wurde geglaubt, weil ich es glauben wollte, von meinem Anspruch ausging und dadurch schnell vertraute. Und so zahlte ich nicht nur Lehrgeld, sondern vor allem „Leergeld“.

Einer meiner Big Five for Life ist achtsam im Umgang mit mir und anderen zu sein. Und so achte ich mittlerweile vorrangig auf mich, nehme mich wichtig und „rieche“ die versteckten Absichten, den möglichen Fake bereits „meilenweit“ vorher. So lenke ich die Aufmerksamkeit in mein Inneres und erkenne immer eher, ob mein Gegenüber wirklich Interesse an mir hat und mir helfen möchte.

Typische Erkennungszeichen, die schnell die wahren Absichten des Gegenübers verraten.

  • Der größte Gradmesser sind die Gefühle, die sich zeigen. Genau dann greift die Intuition. Sie gleicht blitzschnell die Begegnung, das Gespräch und die Inhalte, die Gesten und Mimik mit den Werten und inneren Antreibern ab und mit dem was Dir wirklich wichtig ist. Auch wenn Dein Kopf, Deine Vernunft Dir etwas anderes zuflüstern, lass Dich von ihr leiten. Sie meint es immer gut mit Dir. Spüre nach, ob sich die Begegnung, das Gesagte, die Gesten und die Mimik, der Inhalt wirklich gut anfühlen und gut tun.
  • Fragen wie z.B. „ach sie sind nicht interessiert an ihrer Gesundheit oder an ihren Kindern oder…?“ haben vor allem eines im Sinn, subtil zu manipulieren, ein schlechtes Gewissen einzureden oder Angst vor Verschlechterung der Lebenssituation zu machen.
  • Wenn nur noch kurze Zeit bleibt das Produkt oder die Dienstleistung zu erwerben bzw. extra darauf hingewiesen wird, dass diese über die Maßen nachgefragt ist. Dann empfiehlt es sich zu beobachten, ob sich Druck in Dir aufbaut und was sich gerade in Dir tut.

Ich habe mir angewöhnt mindestens eine Nacht über meine erste Entscheidung zu schlafen. Wenn ich am nächsten Morgen immer noch von den Inhalten des Angebotes überzeugt oder sogar beseelt bin, dann greife ich zu.

Und manchmal passiert es, dass ich das Nachsehen habe und zu spät komme. Im  ersten Moment enttäuschend, stellt sich oftmals in der Rückschau heraus, dass auch dies seinen guten Grund hatte.

Denn eines ist sicher:

Menschen brauchen Menschen und Menschen kaufen von Menschen ihres Vertrauens.

Dieser Artikel ist als Gastbeitrag bei www.jsandfriends.com veröffentlicht.