Warum Selbstmitgefühl so wichtig ist.

Wie gehst Du mit Dir um? 

Eine Frage, die mir vor einiger Zeit im Zusammenhang mit Selbstwert, Selbstwirksamkeit und Selbstmitgefühl gestellt wurde.

Wert(e)voll leben

Zu erkennen, was uns wichtig ist, zeigen unsere Werte. Sie sind tiefste Überzeugungen, Ideale und Einstellungen und bilden den Maßstab für unser Denken, Reden und Handeln. Als Teil unseres Gewissens und unserer Moral bilden sie damit einen Kompass, und helfen uns gut durch unser Leben zu gehen.

Wo stehe ich im Leben?

Zu erkennen, was für uns gut und wichtig ist, ist der Maßstab, um unsere Träume und Wünsche zu fokussieren und erfolgreich umzusetzen. Je mehr wir also wirklich tun, was wir tun wollen, um ein Vielfaches entscheidungsfreudiger, erfolgreicher und glücklicher sind wir.

Wie fühl ich mich?

Wertvoll, wertlos, inkompetent oder kompetent? Je nachdem, welche Kombination wir leben, zeigt, wie wir uns selbst einschätzen, entsprechend wohlfühlen und verhalten, ob und wie wir unsere Träume umsetzen. Im Best-Case ist die Kombination wertvoll und kompetent, um sich mit aller Hingabe aufzumachen und Verbundenheit zu sich und anderen zu erreichen.

Was oft passiert

Sich wohl zu fühlen scheint wohl eher etwas sehr Flüchtiges zu sein, weil wir oft meinen ganz besonders, hervorragend und individuell sein zu müssen, um uns auch wertvoll zu empfinden. Und da fallen wir meist hinten runter, wenn wir uns mit anderen vergleichen. „Der andere ist besser, intelligenter, hat das Glück gepachtet.“ Und um ja gut dazustehen, verhalten wir uns nicht selten kontraproduktiv und reiben uns mit anderen (und die, die uns nahestehen, bekommen ganz schnell ihr Fett weg). Der Klassiker: „Welches Kleid sieht besser aus: das Blaue oder das rote? „Du siehst in Beiden ganz gut aus.“ „Na toll, das will ich unbedingt – irgendwie ganz gut aussehen…“

Ego und Glücklichsein

Eine Kommunikation nach diesem Muster wird wohl kaum zu einem gelingenden Miteinander und mehr Verbundenheit beitragen. Anstatt das unfaire Verhalten sich und dem anderen einzugestehen, fühlt sich unser Ego einfach besser, wenn es die eigenen Unzulänglichkeiten auf den anderen abwälzt.

Abwärtsspirale: Scham und Wertlosigkeit

Und wenn wir uns doch irgendwann unser unrühmliches Verhalten eingestehen, dann beginnen wir uns unwohl zu fühlen oder gar zu schämen. Und on Top gehen wir dann zusätzlich hart mit uns ins Gericht und fühlen uns richtig wertlos. Damit verlieren wir im Sinne von ich-bin-einfach-nicht-ok regelrecht das Vertrauen in uns und unsere Fähigkeiten. Manchmal sogar soweit, dass wir uns als nichtsnutzige Verlierer empfinden, die nichts auf die Reihe bringen.

Ich muss und muss und muss…

Und auch wenn wir etwas schaffen und auf die Beine stellen, liegt die Messlatte zum Erreichen unendlich hoch und damit außerhalb der Reichweite.
Und um sich trotzdem wertvoll zu fühlen, wird Leistung im Sinne von noch höher, noch schneller, noch weiter … erbracht, um dieses negative Gefühl – nicht gut genug zu sein – und den damit verbundenen Schmerz auszulöschen. Und je mehr daran festgehalten wird, umso mehr verpufft die Lebensfreude und Lebensqualität. Das Leid beginnt.

Leid = Schmerz x Widerstand

Das Ergebnis dieser Denk- und Handlungsweise zeigen ernüchternde Zahlen über Depressionen und Burn-Out. Und viel davon ist auf Selbstverurteilung zurückzuführen und dem Gefühl nicht auf der Gewinnerseite des Lebens zu stehen.

Verletzlichkeit und Güte

Lange Zeit hielt ich Meditationen irgendwie für Humbug. Als ich mit der Metta-Meditation, der Meditation der Güte, in Berührung kam, änderte sich meine Einstellung schlagartig. Denn die wohlwollenden Sätze berührten tief mein Inneres und veränderten meine Einstellung zu mir. Mir wurde gewahr, dass ich oft streng zu mir und anderen war.

Der innere Wandel

Mitgefühl hatte ich immer nur für andere. Mitgefühl für sich selbst zu entwickeln, wenn es gerade nicht so gut läuft, kam für mich nicht in Frage. Doch sich immer wieder in einer unfreundlichen Haltung zu begegnen und anderen immer freundlich, schafft eine große Lücke zu sich selbst, die letztlich zum Gefühl der Trennung und damit zur Isolation führen kann. Und das ist genau das Gegenteil von Verbundenheit und Selbstfürsorge.

Das Herz öffnen

Wir können, statt uns für Fehler und Versagen zu verdammen, die Erfahrungen aus dem Leid nutzen, um uns weicher zu machen und unser Herz zu öffnen. Und damit können wir die oft unrealistischen Erwartungen der Perfektion, des Nicht-Ok-Seins, die uns so unzufrieden machen, einfach über Bord werfen. Damit ist es möglich die Türen zu echter und dauerhafter Befriedung zu öffnen. All das wird nur möglich, wenn wir uns selbst das Mitgefühl gewähren, das wir brauchen.

Langfristiger Gewinn

Forschungen bestätigen, dass Selbstmitgefühl langfristig zu mehr Lebenszufriedenheit und emotionalem Wohlbefinden führt. Im Klartext, je mehr wir die Herausforderungen mit all den Schwierigkeiten so annehmen, wie sie sind, und uns trotzdem bedingungslos freundlich und wohlwollend begegnen, umso eher vermeiden wir langfristig destruktive Muster wie Furcht, Negativität, Frust und Isolation.

Gleichzeitig steigern wir den Optimismus. Auch wenn es komisch klingt, mitfühlend zu sein und gut für sich zu sorgen lässt sogar schwere Zeiten leichter überwinden. Wenn wir unsere aufgewirbelten Gedanken mit Selbstmitgefühl beruhigen, können wir deutlicher wahrnehmen was richtig und falsch ist, sodass wir uns freudvoller und klarer in eine Richtung bewegen.

Leid in Freude wandeln

Indem wir uns liebevoller betrachten und unsere inneren Quellen der Güte anzapfen und anerkennen, dass kein Mensch perfekt sein kann, fühlen wir uns allmählich sicherer, geborgener, akzeptierter und lebendiger.

Selbstmitgefühl zu entwickeln hat in vielerlei Hinsicht etwas Magisches, denn es kann Leid in Freude verwandeln. Vergleichbar mit schwarzer Kohle, die sich in einen funkelnden Diamanten verwandelt.

Dieser Artikel ist als Gastbeitrag bei https://www.jsandfriends.com veröffentlicht.